"Der Verein ist unser Haus"
Integration durch Sport"Der Verein ist wie unser Haus"
FV Gonnesweiler - Ein Verein im Wandel
FV Gonnesweiler - Ein Verein im Wandel
Ein Dorfverein wird zum Vorzeigeprojekt
Als vor gut zwei Jahren mehr als 200 Flüchtlinge aus dem arabischen Raum in die Gemeinde Nohfelden kamen, sah sich der Verein in der Pflicht. "Es fanden sich ein paar Mutige, die die Erstversorgung übernahmen", erinnert sich Stefan Kunz, der Vorsitzende des Vereins an die ersten Aktivitäten.
"Es wurde schnell klar, dass ein Sportverein ein guter Startpunkt für Integrationsarbeit ist", so Kunz. Vor allem die jungen Männer, die es in die saarländische Gemeinde verschlagen hatte, nahmen die Sportangebote gerne an.
Neue Aufgaben
Doch die ausschließlich für Flüchtlinge ausgelegten Sportangebote waren dem Verein nicht genug. Das Ziel war vielmehr, ihnen eine Möglichkeit zu geben, sich in den Verein und die Gemeinschaft einzubringen.
Daher ist in Gonnesweiler nach nicht ganz zwei Jahren viel passiert. Der Klub hat ein Patenmodell ins Leben gerufen, unterstützt die Geflüchteten bei Behördengängen, Arztbesuchen und hilft mit, die Freizeit gemeinsam zu gestalten.
Doch Stefan Kunz, der als Vorsitzender maßgeblichen Anteil am Engagement des Klubs hat, weiß auch, dass der Integrationsprozess länger dauern wird. Die Phase der Erstversorgung sei vorbei und der Verein stelle sich neu auf, um mit den geänderten Herausforderungen fertig zu werden.
Positive Bilanz nach zwei Jahren
Unter dem Strich fällt die Bilanz positiv aus. Vielen Menschen konnte geholfen werden, die Arbeit des Vereins hat Wertschätzung erfahren und vor allem hat sie etwas mit den Menschen in Gonnersweiler gemacht, wie Stefan Kunz festgestellt hat.
Austausch, Sport und Hilfe
Hier treffen sich Akteure der Flüchtlingsarbeit - ungezwungen bei Kaffee und Kuchen. Stefan Kunz hat die neue druckfrische Imagebroschüre des Vereins mitgebracht - die natürlich zweisprachig vorliegt, in arabisch und deutsch.
Innerhalb von zwei Jahren hat sich der FV Gonnesweiler zu einer festen Größe in der Integrationsarbeit der Gemeinde entwickelt - mit praktischer Hilfe, Know-how und Tatkraft. Diejenigen, denen so geholfen wurde, wissen das zu schätzen.
Integration und Interkultureller Verein
"Die Kommunikation durch Sport geht schneller und leichter"
Dr. Ghifar Taher Agha kam aus Aleppo ins Saarland - und lernte dort den FV Blau-Weiß Gonnesweiler kennen.
Aus Aleppo ins Saarland
Doch 2015, Sohn Hasan war gerade drei Monate alt, war für die junge Familie klar, dass sie die Stadt verlassen muss. Zunächst kamen sie bis in die Türkei, dort ließ Ghifar seine Frau und die beiden Kinder zurück und machte sich auf den Weg nach Deutschland.
Der Zufall wollte es, dass er in der Gemeinde Nohfelden landete - und damit ganz in der Nähe des FV Blau-Weiß Gonnesweiler.
Neues Zuhause in der Nachbarschaft
Ghifar Taher Agha hat seine Anerkennungszeit an einem deutschen Krankenhaus mittlerweile hinter sich und ist jetzt auf der Suche nach einer Stelle als Chirurg.
Und auch die Integration in Gonnesweiler geht weiter: Ganz in der Nähe des Sportplatzes hat die Familie eine Wohnung gemietet, Rans engagiert sich bereits im Sportangebot für Frauen und Kinder und Ghifar ist Vorsitzender des interkulturellen Vereins, der die Integrationsarbeit innerhalb des FV Blau-Weiß Gonnesweiler unterstützt.
Ein Verein im Verein
Um diese Arbeit zu koordinieren und zu steuern, wurde in Gonnesweiler aus dem Sportverein heraus der Interkulturelle Verein gegründet. Die Besonderheit ist dabei, dass alle Vorstandspositionen doppelt besetzt sind: von einem Geflüchteten und einem Deutschen.
Und plötzlich wird aus dem Verein mehr als nur ein Mittel zum Zweck.
Anerkennung für die Arbeit
Vorteile für den Verein
Einige Vorteile für den Verein sind teilweise sogar messbar. Die Zahl der Mitglieder ist in den vergangenen Jahren deutlich nach oben gegangen: 500 zählte der Verein im vergangenen Jahr, jeder fünfte von ihnen hat einen Migrationshintergrund. Auch das Sportangebot ist angewachsen. Lag der Fokus vor zehn Jahren noch komplett auf dem Fußball, hat sich der FV Blau-Weiß Gonnesweiler mittlerweile zu einem Mehrspartenverein entwickelt, der sich mehr und mehr auf Familien konzentriert.
Der Erfolg in der Arbeit mit und für die Flüchtlinge blieb nicht unbemerkt - sowohl im Saarland als auch bundesweit gilt der FV Blau-Weiß Gonnesweiler als vorbildlich in seinem Engagement.
Anerkennung nach Innen und Außen
Anerkennung nach Innen und Außen
Der Preis für die geleistete Arbeit
Es ist nicht der erste Preis, den die Gonnesweiler für ihre Integrationsarbeit erhalten. 2015 wurde der Verein von der Egidius-Braun-Stiftung des DFB geehrt, im gleichen Jahr erhielt er den Jugendförderpreis des Saarländischen Fußballverbands für sein soziales Engagement. So ging es auch 2016 weiter: Zunächst mit dem Willkommenspreis des Saarlands und schließlich dem Hermann-Neuberger-Preis für soziales Engagement. Zudem ist Gonnesweiler seit 2015 ein anerkannter Stützpunktverein des Bundesprogramms "Integration durch Sport" des Deutschen Olympischen Sportbundes.
Motivation durch Anerkennung
"Wir haben gemerkt, dass das, was wir tun, anerkannt wird", so Kunz mit Blick auf diese Ehrungen. Dies sei nicht zuletzt innerhalb des Vereins wertvoll. Denn trotz aller Erfolge vor Ort sei es auch wichtig, die ehrenamtlich aktiven Vereinsmitglieder daran teilhaben zu lassen, dass diese Arbeit außerhalb der Gemeinde anerkannt wird.
Wichtiger finanzieller Faktor
"Man muss aber auch klar sagen, dass wir ohne die mit den Preisen verbundene finanzielle Unterstützung unsere Arbeit so nicht leisten könnten", so Kunz. Denn nur durch Mitgliedsbeiträge könne maximal kurzfristig etwas bewirkt werden - doch da hat der Verein andere Pläne.
Ehrenamt mit Herz und Leidenschaft
Dabei geht es gar nicht allein um die Arbeit mit den Geflüchteten - diese Trikots sieht man auch in den Fitnessgruppen, dem Kinderturnen oder beim Seefest.
Neuausrichtung
Neue Schwerpunkte in der Arbeit
Das Angebot ist vielfältig: "Frauen und Gesundheit", "Frauen und Familie" oder "Frauen und Arbeit" sind die Titel von Workshops, die vom Verein und seinen Kooperationspartnern angeboten und durchgeführt werden.
Vertrauen als Basis
Vertrauen als Basis
Vertrauen als Basis
Kulturelle Identität teilen
Unter anderem gibt er Kurse für die Frauen der Flüchtlinge - auch, um ihnen von der Rolle der Frau in Deutschland zu berichten. Er ist sicher: „Wenn diese Frauen hier ihre kulturelle Identität behalten und die deutsche Identität mittragen, dann sind sie reiche Menschen.“
Der FV Blau-Weiß Gonnesweiler versteht sich dabei als Türöffner - neben den schon bewährten Hilfen beim Erlernen der Sprache versorgt der Klub die Frauen auch mit Informationen über Bildungsmöglichkeiten sowie Berufs- und Aufstiegschancen.
Sport baut Brücken
Und welche Rolle spielt dabei der Sport? Er ist - wie schon beim ersten Kontakt mit den jungen Syrern, die nach Gonnesweiler kamen - die Basis für das wichtige Vertrauen und der Antrieb, um aufeinander zuzugehen.
Sport und Verein als Bindeglied
In Gonnesweiler treffen sich heute Menschen, die sich gegenseitig dabei helfen, die Kultur des jeweils anderen kennenzulernen und Bedenken abzubauen. Dabei hilft der Sport, das gemeinsame Interesse, die Bereitschaft, sich auszutauschen und von einander zu lernen.