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Cricket – ein Spiel fürs Leben

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Integration - gestern und heute

Sport verbindet über alle Grenzen hinweg: Wie stark, zeigt sich beim Pak Orient Cricket Club München. Der Verein schlägt seit knapp 40 Jahren eine Brücke zwischen den Welten. Viele Spieler aus Indien, Pakistan, Afghanistan und Sri Lanka haben hier eine neue Heimat gefunden.
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Cricket bedeutet für viele Zugewanderte ein Stück Heimat. Das gilt auch für den 61-jährigen Adschi Keim. Der Pakistani kam in den 70er-Jahren aus Lahore nach Deutschland und machte eine Lehre zum Bäcker. Gastarbeiter wurden nicht immer freundlich aufgenommen. Ihre Kultur und Religion waren den meisten Deutschen fremd und auch die Vereine zeigten nur wenig Interesse an den neuen Mitbürgern. Adschi Keim wurde selbst aktiv, traf sich mit Gleichgesinnten auf der Wiese zum Cricket und gründete, wie er sagt, "den ersten Cricket Club in München".
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"Ich habe hinter der Mensa mit Cricket angefangen"

Adschi Keim ist Vereinsgründer, Vorsitzender und Mannschaftsbetreuer des Pak Orient Cricket Club München. Als 1975 in England der erste Cricket-World-Cup stattfand, saß er  vor dem Radio. Später flog er nach England, kaufte Schläger und Bälle und etablierte Cricket in München.

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In den Anfangsjahren spielte die Mannschaft in Jeans und Hemd. Einen offiziellen Trainingsplatz gab es keinen. "Was machen die hier?", fragte mancher Beobachter und es war nicht immer nett gemeint. Denn Ende der 70er-Jahre war das Verhältnis der westdeutschen Bevölkerung zu den ausländischen Mitbürgern alles andere als harmonisch. Regelmäßigen Besuch beim Training gab es auch von der Polizei.
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"Die älteren Leute haben weggeschaut"

Adschi Keim, Vereinsvorsitzender und Mannschaftsbetreuer  beim Pak Orient Cricket Club München, empfand manche Kommentare als ausgrenzend und auch fremdenfeindlich.

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Einige Spieler aus Pakistan und Indien studierten oder promovierten damals an der TU München. Öffentlich geförderte Deutschkurse, Mentoring- oder Doktoranden-Programme gab es nicht. Von dem heute viel zitierten und diskutierten Begriff der Integration war noch nicht die Rede. Stattdessen half der Sport, wo Verständnis und Unterstützung fehlten.
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"Diejenigen, die Cricket spielten, blühten auf"

Rudolf Wienands war von 1975 bis 2015 Architekturprofessor an der TU München und betreute zahlreiche ausländische Doktoranden und Studenten.

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"Heute sind alle Deutsche"

Die Cricket-Spieler von damals sind heute integriert, sagt Adschi Keim. Er ist Vereinsvorsitzender und Mannschaftsbetreuer des Pak Orient Cricket Club München.

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"Er leistet bis heute einen wesentlichen Beitrag zur Integrationsförderung"

Er hat mit Hilfe des Crickets meine Studenten mitbetreut, sagt Rudolf Wienands, der von 1975 bis 2015 Architekturprofessor an der TU München war.

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Einer für alle, alle für einen

In Indien gleicht Cricket fast einer Religion und in Pakistan und Afghanistan ist es Volkssport. Hierzulande steckt der Sport noch in den Kinderschuhen — doch das scheint sich inzwischen zu ändern.
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Unter den Flüchtlingen, die in den vergangenen Jahren nach Deutschland kamen, gibt es viele junge Cricket-Talente. Die Zahl der Spieler hat sich in den letzten zwei Jahren nahezu verdoppelt. Der Zuwachs ist groß: "Vor sechs Jahren waren  70 Cricket-Teams gemeldet, heute sind es 300 Mannschaften, die am Spielbetrieb teilnehmen", sagt Brian Mantle, Geschäftsführer des Deutschen Cricket Bundes. Neben den Zugewanderten würden sich auch vermehrt Deutsche für den Sport interessieren, doch das sei ein langer Prozess, der nur über die Jugendarbeit funktioniere. Für den Pak Orient Cricket Club München bietet das eine Chance, aber auch eine Herausforderung.
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Seit drei Jahren spielt die Mannschaft zweimal die Woche auf dem Spielfeld im Münchener Ortsteil Hasenbergl, der einst als sozialer Brennpunkt galt. Auf dem Rasenplatz treffen promovierte Physiker, Pizzaboten, Nachtportiers und minderjährige Flüchtlinge aufeinander. Wer wirft, schlägt oder fängt — der blickt für gewöhnlich nach vorne. Was hier zählt, ist der Sport und nicht der Alltag und die Sorgen.
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Zabiulla Talash wurde in Afghanistan geboren und lebt seit zwei Jahren in Deutschland. Aufgewachsen in einer archaisch geprägten Gesellschaft, floh er vor Gewalt und Terror aus seinem Heimatland. 2015 kam er als 16-Jähriger zu Fuß über die Balkanroute nach Deutschland – mit  der Hoffnung auf ein besseres Leben und eine Zukunft in Freiheit. Ein Leben ohne Cricket kann er sich nicht vorstellen.
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"Cricket ist mein Herz"

Zabiulla Talash kam 2015 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland. Er hat schon in Afghanistan Cricket gespielt. Der Sport hilft ihm, in Deutschland anzukommen.

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Die Jüngsten für den Sport begeistern

Seit den Anfängen auf der grünen Wiese hat sich einiges getan. Drei Mal durfte die erste Mannschaft in der Bundesliga schon die Deutsche Meisterschaft feiern. Ein zweites Team tritt in der Landesliga an. Und auch das U19-Nachwuchs ist äußert erfolgreich und spielt um die Deutsche Jugendmeisterschaft mit. Drei Talente schafften bereits den Sprung in die Nationalmannschaft.

Heute zählt der Verein knapp 100 Mitglieder, doch nicht alle können sich den Jahresbeitrag leisten. Ihnen helfen Geld- und Sachspenden. Die Stadt München stellte eine Ausrüstung mit guten Schlägern zur Verfügung, damit die Flüchtlinge spielen können. Doch das ist bei Weitem nicht genug. Fast täglich gibt es neue Anfragen von jungen Spielern. Der Verein stößt längst an seine Grenzen. Eine Beschäftigung außerhalb des Flüchtlingsheims sei aber enorm wichtig, betont Adschi Keim.
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"Diese jungen Leute sollen nicht verloren gehen"

Adschi Keim, Vereinsvorsitzender und Mannschaftsbetreuer beim Pak Orient Cricket Club München, über die afghanischen Flüchtlinge in seinem Verein.

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Der Club geht noch einen Schritt weiter. Vor Kurzem startete ein Projekt mit der benachbarten Mittelschule Eduard Spreng. Es soll schon früh Jungen und Mädchen für den Sport begeistern. Cricket in Deutschland brauche für eine erfolgreiche Zukunft einen "Özil" oder "Khedira", ist sich Adschi Keim sicher. Nur so könne der Sport aus seinem Schattendasein heraustreten.
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Cricket - ein Sport mit Tradition

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Historie

Cricket ist eine der traditionsreichsten Mannschaftssportarten der Welt und gilt bis heute als Spiel der Gentlemen. Die Geschichte des Crickets reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Besonders beliebt ist es in Großbritannien und den Commonwealth-Staaten Australien, Indien, Pakistan, Südafrika und Sri Lanka sowie in Afghanistan. Der erste Club in Deutschland wurde 1858 gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Cricket in Deutschland vor allem in der britischen Besatzungszone gespielt. Heute gibt es sogar eine Bundesliga, in der die  Mannschaften um die Deutsche Meisterschaft spielen.

Das Spielfeld

Im Freien wird auf einem Rasenplatz gespielt. Er ist meist oval und verfügt über einen Durchmesser von etwa 100 bis 140 Metern. In der Mitte des Spielfelds befindet sich die rund 20 Meter lange Wurfbahn, der sogenannte Pitch. Auf der befinden sich die Tore (Wickets).

Spieler und Spielzeit

Beim Cricket stehen sich zwei Mannschaften mit je elf Spielern gegenüber. Gespielt werden mehrere Durchgänge, sogenannte Innings. Je nachdem wie viele Durchgänge vereinbart wurden, kann das Spiel auch mehrere Stunden dauern.

Der Spielgedanke

Im Mittelpunkt steht das Duell zwischen dem Werfer (Bowler) und dem Schlagmann (Batsman). Von der Mannschaft, die das Schlagrecht besitzt, befinden sich zwei Schlagmänner auf dem Spielfeld. Vom werfenden Team sind alle elf Spiele auf dem Rasen.

Der Werfer wirft den Ball aus etwa 20 Metern Entfernung auf das gegenüberliegende Tor (Wicket). Der angreifende Schlagmann versucht mit dem paddelförmigen Schläger (Bat) den Ball zu treffen und möglichst weit zu schlagen. Beide Schlagmänner versuchen nach einem gelungenen Schlag zum gegenüberliegenden Schlagraum zu laufen, mit dem Schläger den Boden zu berühren und so Punkte (Runs) zu erzielen. Die Mitspieler des Werfers versuchen dies zu verhindern. Sie können sie "out" spielen, indem sie das Tor aus drei Stangen (Wickets) mit Würfen zerstören oder den Ball vor dem Berühren des Bodens fangen. Sind zehn Schlagmänner "aus" ist ein Inning zu Ende und die Positionen werden getauscht: Die Schlagmannschaft wird dann zur Feldmannschaft.
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Im Rahmen des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ gibt es deutschlandweit eine Reihe von Stützpunktvereinen, die Cricket anbieten. Nähere Informationen dazu finden sich unter Internetseite Integration durch Sport.
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